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Das Haus Ingersauel 9 ist wegen seiner für Lohmar einzigartigen Konstruktionsweise wichtig. Es handelt sich um einen zweigeschossigen Ständerbau,  dessen interessante Gefügestruktur sich im Außenbau wegen der weitgehenden Verkleidung und der nachträglichen Wirtschaftsanbauten allerdings nur schwer ablesen lässt.

Auffallend ist der repräsentative Südgiebel des Hauses. Das Obergeschoß kragt über den traufparallel verlegten, verlängerten Deckenbalken der Stube vor und wird durch zweifach gekehlte Knaggen gestützt. Die Knaggen sind in die  jeweiligen Deckenbalken eingezapft und mit drei Holznägeln gesichert.

Da der rückwärtige Nordgiebel des Hauses zum einen eng umbaut und zum anderen verkleidet ist, ist nur schwer zu erkennen, dass diese Wand aus Ständern errichtet wurde, die beide Geschosse umfassen und von der Schwelle des Erdgesch0sses bis zum abschließenden Rähm des Obergeschosses reichen.

Ein Blick auf die östliche Traufe des Hauses belegt, dass sich diese Konstruktionsweise des Geschoss- oder Ständerbaus zum vorderen Giebel hin ändert. Die Ständer des Erd- und Obergeschosses sind hier stockwerkweise abgezimmert, d.h. sie sind mit ihrem oberen bzw. unteren Ende in den geschoßtrennenden Balken gezapft, der - anders als bei späteren Stockwerkbauten üblich - sowohl die Funktion des Rähmbalkens des Erdgeschosses als auch diejenige der Schwelle des Obergeschosses übernimmt. Durch die Vorkragung, die die Ständer des Giebels unterbricht, entsteht eine Mischbauweise, die den Ständerbau im hinteren Hausbereich mit der am Südgiebel ausgeprägten Stockwerkbauweise verbindet.

Solche Vorkragungen sind - in Verbindung mit der Mischbauweise - typisch für repräsentativere bergische Fachwerkbauten des 16. und 17. Jahrhunderts. Durch seine Engmaschigkeit konnte beim Fachwerkhaus Ingersauel Nr. 9 ganz auf Verstrebungen verzichtet werden, nicht einmal mehr die Eckständer werden durch Streben gesichert.

Die dendrochronologische  Altersbestimmung von fünf Holzproben aus dem südlichen Dachbereich bestätigt die Annahme, das Haus sei im 16. Jahrhundert errichtet worden. Drei Ständer aus dem Südgiebel sowie eine Stuhlsäule und ein Spannriegel ergaben einheitliche Füllungsdaten, so dass davon ausgegangen werden darf, dass der Geschossbau 1561/62 errichtet wurde.

 

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